Durch die Medien werden in juengster Vergangenheit die Gebirgsjaeger groesstenteils als linientreue Nazis abgestempelt. Das dem zumindest groesstenteils nicht so war, zeigt der folgender Beitrag. Das Buch ”Lebensbilder eines Gebirgsjaegers” von Josef Bader ueber den GJ Offizier Michl Poessinger von der 1. Gebirgsdivision , beschreibt das kritische Verhaeltnis zwischen Partei und der Gebirgstruppe. Der Bericht beruht auf wahren Tatsachen, und er beschreibt auch, wie gefaehrlich es war, sich mit der Partei anzulegen. Auszug aus dem Buch:
Damals im Mai 41 erhielt ich Befehl, gerade erst mit der Fuehrung der 2. Kp. betraut, meinen Vorgesetzten, Major Luettich, als Abordnung zu einem Treffen von NSDAP- Fuehrern zu begleiten. Zusammen mit den Kreisleitern aus dem Gau Muenchen-Oberbayern mussten wir auf dem Rathausplatz im erst wenige Jahre zuvor mit Garmisch zwangsvereinten Partenkirchen antreten. Mir machte die pompoese Veranstaltung keinen Spass, denn ich hatte nie eine enge Beziehung zu den Partei-Oberen. Ich will an dieser Stelle bemerken, dass ich, wie fast alle Frontsoldaten, kein Parteimitglied war und uebrigens auch nie gedraengt wurde, der NSDAP beizutreten.
Gauleiter Adolf Wagner schritt auf dem Rathausplatz die Front der angetretenen Formationen ab und schaute uns dabei im Voruebergehen so eigenartig an, dass mir der ganze Aufzug unangenehm wurde. Ich sagte zu meinem Vorgesetzten: ,, Du Franz, mir is gor net guat! `` Da meinte er, ich solle mich dann halt moeglichst unbemerkt verdruecken. So verliess ich zusammen mit dem Leutnant Reimar Fuchs die Versammlung und ging ueber den Bahnhofsplatz in Richtung Hotel ”Roter Hahn``, da kamen mir der Hener Wigg entgegen, der Sohn des Hoteliers vom frueheren ,, Neu Werdenfels```, und noch zwei Spezln von mir. So sind wir dann in die Bierstube des Roten Hahn gegangen und haben uns eine Halbe gekauft.
Heiss war`s und wir entsprechend durstig. Der Wirt hat uns gekannt und unserer Runde ein paar Schnapserl serviert. So sind wir kreuzfidel in der Wirtschaft gesessen, haben die Koppel an die Garderobe gehaengt, was man nicht haette tun duerfen, da kamen ploetzlich so zehn, zwoelf Parteileute in ihren braunen Uniformen herein. Sie gingen in einen Nebenraum. Dort sass ein Panzerleutnant alleine an an einem Tisch und las Zeitung.
Sie legten ihm unmissverstaendlich nahe, aus dem Raum zu vershwindem, sie braeuchten seinen Tisch, und er solle sich verdruecken. Daraufhin meinte der: ,, I zoi mei Bier genauso wia ihr a!`` und machte keine Anstalten, der unhoeflichen Aufforderung nachzukommen. Wir bekamen vom Nebenraum aus die in immer schaerferen Ton gefuehrte Debatte mit, ohne zu wissen, was das fuer Leute waren und welche Stellungen sie innehatten. Ich kann mich erinnern, dass einer der Parteimaenner in Anspielung auf die Selbstaufloesung des Deutschen Heeres 1918 am Ende des Ersten Weltkrieges sagte: ,,Wenn diesmal die Soldaten wieder davonlaufen! Wir sind dahinter! Dann knallen wir sie ab von hinten! Sowas wie im Weltkrieg passiert nicht noch mal!``
Dass der gegenwaertige Krieg sich zu einem noch viel groesseren entwickeln und noch weitaus schrecklicher enden wuerde, wussten wir damals noch nicht.
Es ging hin und her, die Auseinandersetzung wurde immer heftiger, bis ploetzlich ein ,, Brauner`` den Leutnant vom Stuhl stiess, weil dieser sich nach wie vor weigerte, aufzustehen und Platz zu machen. Wir hatten den ganzen Hergang mitverfolgt und sympathisierten natuerlich mit dem Feldgrau des Soldaten gegen das Parteibraun dieser Wichtigtuer.
Ausserdem ging uns das anmassende Auftreten dieser Auswaertigen gegen den Strich. Sofort sprangen wir auf, um unseren Kameraden gegen die Uebermacht beizustehen. Eine wueste Schlaegerei begann. Um ein ein Ende zu machen und weil die ”Braunen`` immer noch deutlich in der Ueberzahl waren zog ich meine Pistole aus dem Koppel, richtete sie auf die Parteileute und rief: ,,Wenn no oana hergeht, dann jog i eahm `s ganze Magazin durch!``
Das wirkte. Fluchtartig verliessen sie das Lokal. Erst jetzt merkten wir, dass der Leutnant beinamputiert war. Fuchs meinte kleinlaut, nachdem wir uns langsam wieder beruhigt hatten: ,,Du, ich glaube, wir haben da was angestellt. Gehen wir gleich raus zur Kaserne und melden die Sache dem Kommandeur!``
Als wir eintraten, war Luettich nicht da, sondern im Casino beim Mittagessen. Dort erstatten wir ihm Bericht. Er sagte sofort: ,,Um Gottes Willen! Was habt ihr denn da gemacht!`` Es stellte sich zum allgemeinen Entsetzen heraus, dass wir im ”Roten Hahn`` neben einigen anderen Funktionaeren den zur NS-Zeit wichtigsten Mann Oberbayerns verpruegelt hatten - den Gauleiter Wagner. Keinem von uns war das im Eifer des Gefechtes aufgefallen. Ohne zu bedenken, was fuer Folgen es fuer uns haben koennte – ja haben musste – hatten wir uns zu der lebensgefaehrlichen Schlaegerei hinreissen lassen. Wir waren damals halt junge Kerle und entsprechend unbesonnen. Ich war gerade 22 Jahre alt, die anderen nicht viel aelter.
Unser ”Batailloner” Luettich stellte sich in alter Gebirgsjaegermanier ohne Zoegern hinter uns und meinte: ”Da muessen wir was tun!” Er dachte kurz nach, da fiel im ein alter Freund ein, ein Kriegskamerad aus dem 1. Weltkrieg, der inzwischen Kriegsrichter in Muenchen geworden war. Den rief er sofort an und sagte: ”Du musst so schnell wie moeglich rauskommen und uns helfen.”
Kaum war das Gespraech durch, waren die Feldgendarme schon da und hatten mich sofort im Visier. Als Traeger des Ritterkreuzes und anderer ”Platscharie” an der Uniform war ich natuerlich sofort aufgefallen als der, der die Parteileute mit der Waffe bedroht hatte. Ohne viel Worte verhafteten sie mich als Raedelsfuehrer und sperrten mich in der Kaserne ein. Die anderen blieben unbehelligt und wurden auch spaeter nicht zur Verantwortung gezogen. Man befahl mir, meinen Rock, das ”Ehrenkleid der Nation”, auszuziehen. Wenn ich nachts rausmusste, begleitete mich der Feldgendarmerie-Posten. Bereits am naechsten Vormittag um 10 traf der bestellte Kriegsgerichtsrat ein. Er kam zu mir in die Zelle und sagte: ”Ich habe mich mit meinem Freund Luettich schon unterhalten. Das, was Sie gemacht haben, das ist schon sehr schlimm. Doch ich glaube, Sie sind nicht ganz richtig im Kopf!” Ich darauf entruestet: ”Ich? Mir fehlt ueberhaupt nichts!” Er: ”Sie waren doch schon verwundet! Sie haben doch eine Kopfverletzung gehabt! Wie war denn das?” Ich schaltete nun endlich und wusste, worauf er hinaus wollte. ”Ja, ich war damals bewusstlos!”
Daraufhin schilderte ich ihm den Hergang dieser Verwundung. Damit war die Sache fuer ihn erledigt. Er meinte zu seinem Freund Luettich: ”Ich brauche mich mit dem Kameraden nicht weiter unterhalten.” Und zu mir: ”Ich lass jetzt gleich das Untersuchungsprotokoll anfertigen! Und das unterschreiben Sie!” Da stand dann nach Paragraph 52 drin, dass ich auf Grund meiner Kriegsverletzung bei Aufregung die Beherrschung verliere, unzurechnungsfaehig wuerde und somit fuer mein Verhalten nicht zur Rechenschaft gezogen werden koenne. Ich wurde aus dem Arrest entlassen, doch man wollte mich anfaenglich trotzdem zu einer Strafkompanie versetzen, wozu es zum Glueck nicht kam. Den Machthabern war die Sache anscheinend recht peinlich, denn ich musste bei der Feldgendarmerie unterschreiben, dass dieser Vorfall nie stattgefunden habe. Wie ich erst spaeter erfuhr, verhaengte man ueber mich statt Versetzung in eine Strafkompanie eine Befoerderungs- und Auszeichnungssperre.
mfg Arnulf
Gebirgsjaegerpruegel fuer Parteibonzen
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